„Inspzient*innen als Einzelkämpfer….“ in der TOI TOI TOI

Im Februar erschien im Magazin der GDBA ein Bericht über unseren Beruf.
Hier findet ihr die Ausgabe der TOI TOI TOI:

Inspizienz: Inspizient*innen sind als Einzelkämpfer*innen in verschiedener Gewichtung sowohl Teil der Technik als auch der Kunst
Oder hier nur Arikel als Download im PDF-Format.

Pressemitteilung des Aktionsbündnis Darstellende Künste

Berlin 12. März 2021
Pressemitteilung
Mitglieder des Aktionsbündnis Darstellende Künste unterstützen den offenen Brief der Schauspielensembles der Baden-Württembergischen Theater vom 5. März 2021
Zum Aktionsbündnis:
Die im Aktionsbündnis Darstellende Künste zusammenarbeitenden Verbände vertreten die Berufsgruppen der Autor*innen, Bühnenbildner*innen, Choreograf*innen, Dramaturg*innen, Inspizient*innen, Kostümbildner*innen, Lichtdesigner*innen, Maskenbildner*innen, Musiker*innen, Puppenspieler*innen, Regisseur*innen, Sänger*innen, Schauspieler*innen, Tänzer*innen und Videokünstler*innen, die in den Darstellenden Künsten arbeiten. Ein Großteil der Mitglieder dieser Verbände und Netzwerke gehört zur Gruppe der Soloselbständigen.
Das Aktionsbündnis Darstellende Künste versteht sich als offene Diskussions- und Kommunikationsplattform. An den regelmäßigen Arbeitstreffen nehmen gelegentlich auch der Deutsche Bühnenverein, die Allianz der Freien Künste und der Fonds Darstellende Künste teil.
Es ist ein Zusammenschluss aus folgenden Verbänden: art but fair, Bund der Szenografen*, Bundesverband Freie Darstellende Künste, Dachverband Tanz Deutschland*, Dramaturgische Gesellschaft*, dramaturgie-netzwerk*, ensemble-netzwerk, GDBA*, Inspizienten-Netzwerk*, Netzwerk flausen+, Pro Quote Bühne*, regie-netzwerk*, Ständige Konferenz Schauspielausbildung*, theaterautor*innen-netzwerk sowie Verband der Theaterautor*innen*. (In Schwarz und mit * sind die Verbände und Netzwerke, die den untenstehenden offenen Brief mitzeichnen.)
Das Aktionsbündnis hat seit der Pandemie und dem damit verbundenen Aussetzen von Veranstaltungen mehrfach auf die Lage der Freiberufler*innen und Kunstschaffenden hingewiesen und gefordert, Notfallhilfen sowie Ausfallhonorare schnell und unbürokratisch zu gewähren, da die meisten Künstler*innen über keine finanziellen Rücklagen verfügen. Deshalb unterstützen 12 Mitglieder des Aktionsbündnisses die Forderungen der Schauspielensembles der Baden-Württembergischen Theater Gastkünstler*innen Ausfallgagen zu zahlen.
Hier der offene Brief im Wortlaut:
5. März 2021
Sehr geehrte Frau Ministerin Bauer,
sehr geehrte Frau Staatssekretärin Olschowski,
sehr geehrte Damen und Herren,
wir, die unterzeichnenden Schauspielensembles der Baden-Württembergischen Theater,
sind trotz Ihrer Pressemitteilung Nr. 034/2021 vom 3. März 2021 in großer Sorge um
unsere Gastkünstler*innen. Der Ausfall der vielen Vorstellungen, das Erliegen des
Kulturbetriebs im Allgemeinen, bedeutet für unsere freischaffenden Kolleg*innen den
Wegfall sämtlicher Einnahmequellen und eine existentielle Bedrohung.
In BW gibt es zahlreiche Theater – sowohl kommunale Theater, als auch Staatstheater
und Landesbühnen -, in denen Gastkünstler*innen seit Beginn der Pandemie im März
2020 für entfallene Produktionen und Vorstellungen nur unangemessen bis gar nicht
entschädigt wurden, wie beispielsweise das Ensemble aus Karlsruhe nach Gesprächen
mit Gäst*innen des Hauses berichtet.
Wir zitieren aus Ihrer Pressemitteilung (Nr. 034/2021):
„Ausfallhonorare für Gastkünstlerinnen und Gastkünstler: Staatstheater kommen ihrer
Verantwortung nach (…). Das Land hat daher bereits im Juni 2020 auf Initiative des
Kunstministeriums für seine beiden Staatstheater Rechtssicherheit geschaffen. Die
Staatstheater dürfen (…) Ausfallgagen zahlen.“
Seit einem Jahr erleben wir, wie die Verantwortung von höchster politischer Ebene und
den Verwaltungen der Kulturinstitutionen hin und her geschoben wird.
Es wird den betroffenen Personen eine klare Rechtsaussage verwehrt und sie finden
keine*n Ansprechpartner*innen.
Dadurch werden die freischaffenden Künstler*innen zum Spielball eines kulturpolitischen
Kräftemessens, in dem die Theaterleitungen und das Kulturministerium kaum bis keine
Verantwortung übernehmen.
Uns wird von verschiedenen Theaterleitungen – sowohl von Staatstheatern als auch von
Theatern in kommunaler Trägerschaft – gesagt, dass sie ihre Gäst*innen nicht
angemessen zahlen dürfen oder können. Wir fragen uns nun: Bei wem liegt denn die
Verantwortung?
Es ist untragbar, dass nach wie vor keine klare und faire Rechtssicherheit im Umgang
mit Gastverträgen geschaffen wurde, umso mehr, da wir wahrscheinlich noch lange mit
der Pandemie und ihren Folgen werden umgehen müssen.
Sie schreiben in Ihrer Pressemitteilung: „Bisher haben die Württembergischen
Staatstheater rund 235.000 Euro Ausfallhonorare ausbezahlt, das Badische
Staatstheater wird insgesamt rund 120.000 Euro an Ausfallhonoraren an
Gastkünstlerinnen und -künstler ausbezahlen. Das ist ein wichtiges Signal der Solidarität
in dieser schwierigen Zeit für viele, die von diesen Gagen dringend abhängig sind“
In Ihrer Pressemitteilung wird nicht klar, in welcher Höhe Ausfallhonorare gezahlt werden
sollen.
In unseren Gesprächen mit freischaffenden Kolleg*innen wurde uns unter anderem von
Ausfallgagen in Höhe von 30% berichtet. Ein*e Kolleg*in beispielsweise, die eine
Abendgage von 300,- Euro brutto bekommt und 6 Vorstellungen in einem Monat spielen
würde, erhielte demnach statt 1.800,- Euro brutto eine Ausfallgage von 540,- Euro
brutto.
Davon kann kein Mensch leben.
Eine solche Situation leistet den oft prekären Lebenssituationen vieler freischaffender
Künstler*innen Vorschub, die bisher ohnehin schon durch alle Förderungsraster gefallen
sind, wie in dem eindrücklichen Brief „Wir sind nicht gerettet!“ der Schauspielerin
Julischka Eichel an Frau Ministerin Monika Grütters beschrieben (nachzulesen auf
nachtkritik.de).
Was genau verstehen Sie also unter dem Begriff Solidarität für freischaffende
Künstler*innen?
Wir fragen uns nun, wo ist das Geld für die Gastkünstler*innen geblieben? Wie viel
Ausfallhonorar soll ihnen gezahlt werden? 30% oder sogar 100%? Diese Informationen
sind wichtig für all jene Kolleg*innen, die in der Kulturbranche den schwierigsten Stand
haben, rechtlich ohnehin kaum abgesichert sind und derartig unter den unverschuldeten
Vorstellungs- und Produktionsausfällen leiden müssen. Wir Festangestellte sehen das
mit Fassungslosigkeit.
Weiter heißt es in Ihrer Pressemitteilung: „Das Land finanziere dort, wo es selbst nicht
Träger sei, sondern nur fördere, Ausfallhonorare immer mit, wenn es dafür eine
vertragliche Grundlage gebe.“ Allerdings verwies schon der Deutsche Bühnenverein in
einer Pressemitteilung vom 12.02.2021 darauf, dass es „völlig unverständlich sei (…),
dass Abfindungen, die an freie Künstlerinnen und Künstler aufgrund ausgefallener
Vorstellungen ausgezahlt wurden, nicht als zuwendungsfähige Ausgaben anerkannt
werden.“
Wie soll eine solche Förderung wahrgenommen werden, wenn sie nicht abgerechnet
werden kann?
Auch hier wieder eine Verschiebung der Verantwortung und dazwischen die leeren
Konten unserer Kolleg*innen.
Darüber hinaus nehmen wir mit Besorgnis die Umstellung der Förderpraxis von einer
Festbetragsfinanzierung auf eine Fehlbedarfsfinanzierung wahr.
Wir befürchten, dass es dadurch vielen Kommunaltheatern unmöglich gemacht wird,
Ausfallzahlungen an ihre Gäste zu tätigen, ohne selbst erheblichen finanziellen Schaden
zu nehmen.
Schon die kleine Anfrage des Abgeordneten Martin Rivoir (SPD) vom 27.01.2021
(Drucksache 16/9840) stellt die Frage, ob die Beibehaltung der Fehlbetragsfinanzierung
(sic!) auch für die kommenden Jahre geplant ist.
Sie, Frau Bauer, sagen: „Sobald zu einem regelmäßigen Betrieb zurückgekehrt werden
kann (…) wird die Festbetragsfinanzierung wieder aufgenommen.“
Was heißt das konkret? Wann soll diese Krise denn vorbei sein?
Wie definieren Sie einen regelmäßigen Betrieb?
Wir fordern eine rechtlich verbindliche Regelung, die klare Faktoren benennt, mit denen
eine Rückkehr zur Festbetragsfinanzierung garantiert wird.
All diese oben genannten Missstände führen dazu, dass uns Schauspieler*innen,
Musiker*innen, Kostümbildner*innen, Regisseur*innen, Bühnenbildner*innen,
Tänzer*innen, Videokünstler*innen, Lichtdesigner*innen, Puppenspieler*innen und viele
mehr längerfristig abhanden kommen und nicht mehr in die Kulturarbeit zurückkehren
werden, wie etablierte Verbände bereits seit Monaten berichten.
Die erwarteten Folgen des Verlustes dieses kreativen Potenzials werden das gesamte
gesellschaftliche Leben und das Miteinander spürbar treffen.
Ohne freischaffende Künstler*innen, deren Mitarbeit in jeder unserer Aufführungen unverzichtbar ist, werden wir unseren Spielbetrieb in der bisherigen Form nicht wieder aufnehmen können.
Ohne Gastkünstler*innen kein Theater!
In Solidarität mit unseren freischaffenden Kolleg*innen, Ihre Schauspielensembles von Baden-Württemberg Badische Landesbühne Bruchsal Württembergische Landesbühne Esslingen Theater Freiburg Theater Heidelberg Junges Theater Heidelberg Theater Heilbronn Badisches Staatstheater Karlsruhe Junges Staatstheater Karlsruhe Theater Konstanz Theater Pforzheim Landestheater Tübingen ITZ im Zimmertheater Tübingen Theater Ulm

BTR Sonderband 2020 – Arbeitswelten rund um Theater, Oper und Konzert

Die Autorin Antje Grajetzky hat die Inspizientinnen Ulrike Schaper und Katrin Reichardt bereits im März vor dem Lockdown an ihren Arbeitsplätzen im Schauspielhaus Bochum und am Aalto-Theater besucht.

Hier das PDF.

Fachkräftemangel am Theater

Die Deutsche Bühne hat den Fachkräftemangel an deutschen Theatern zum Schwerpunkt in der Oktoberausgabe gemacht. Lest hier den Artikel Ungelernte Fachkompetenz als unseren Beitrag zu einem aktuellen Thema.

Unser „neues“ Berufsbild beim deutschen Bühnenverein

Wir freuen uns euch mitteilen zu können, dass das gemeinsam mit uns neu formulierte Berufsbild für Inspizienten des deutschen Bühnenvereins nun auf deren Homepage online ist. Den Link findet ihr hier und unter „Lektüre & Links“

 

Berufsbild Inspizient/in auf der Seite des deutschen Bühnenvereins